Deutscher Erfolg nach Verlängerung beim 100. Länderspiel von Yasin Ehliz

6.Mai 2024DEB

In Weißwasser trat die DEB-Auswahl zum zweiten und letzten Vorbereitungsspiel gegen Frankreich an.

Nach der Pleite im ersten Aufeinandertreffen gegen Les Bleus galt es für den Vize-Weltmeister im letzten Testspiel vor der WM in Tschechien, Wiedergutmachung zu betreiben für die Fans. Headcoach Harold Kreis wollte mit einem guten Gefühl die Vorbereitungsphase abschließen und einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen für die Vorrunde in Ostrava.

Auf den NHL-Star Moritz Seider konnte die deutsche Mannschaft zwar nicht zurückgreifen, doch WM-Silberheld Maksymilian Szuber reiste aus Nordamerika an. WM-Silbermedaillengewinner Justin Schütz von den Kölner Haien wurde ebenfalls aus dem Kader gestrichen wie die Verteidiger Leon Hüttl, Luca Sennhenn und Mario Zimmermann. Eventuell ergänzt noch Stürmer Lukas Reichel aus Übersee die Mannschaft, die tags darauf nach Ostrava aufbricht. Goalie Mathias Niederberger begann heute die Partie und Maxi Kastner wurde heute geschont.

Tiffels Abfälscher

In der restlos ausverkauften Eis Arena in der Oberlausitz, wo Eishockeytradition seit 1932 großgeschrieben ist und sonst die Lausitzer Füchse agieren, kam es zum dritten Auftritt einer deutschen Nationalmannschaft. Welche taktische Marschroute würde Headcoach Harry Kreis im letzten Testmatch aus dem Hut zaubern, um mit einem Erfolgserlebnis zur WM zu fahren? Für Wojtek Stachowiak war es eine Reise in die alte Heimat.

Yasin Ehliz feierte heute sein 100. Spiel im Dress des Adlers. Die ersten Minuten waren noch sehr zerfahren und die Franzosen betrieben ein aggressives Forechecking, mit dem sie schon im ersten Testspiel erfolgreich waren. Highlights gab es noch keine zu bewundern, beide Defensivformationen standen solide und kompakt. Die DEB-Auswahl setzte sich dann mal länger fest in der französischen Zone und ging folgerichtig in der 10. Spielminute durch Freddy Tiffels in Führung; es war sein 16. Länderspieltor.

Es wurde auch heute um jede Scheibe an der Bande unermüdlich gerungen. Bis zur 12. Spielminute gab es noch keinen einzigen Torschuss der Gäste zu verzeichnen. Das erste Unterzahlspiel überstand die deutsche Auswahl schadlos und souverän. J.J. Peterka erwies sich als Wirbelwind und Aktivposten, der stets den direkten Weg zum Tor suchte. Das erste eigene Powerplay war noch recht holprig. Kevin Bozon hätte fast einen Shorthander dabei verbucht. Der Torschütze fasste zusammen: „Man spürt es schon in den Beinen, es macht viel Spaß, es ist sehr schnell und lauffreudig. Wir müssen noch klarer agieren. Wir haben bisher noch nicht viel zugelassen. Wir müssen diszipliniert bleiben und noch eine Schippe drauflegen.“

Frankreich zweimal hocheffektiv, Pföderl mit Doppelpack

Goalie Niederberger kehrte mit seiner Erst-Maske aufs Eis zurück. In der Torschussstatistik lagen die Hausherren klar vorne. Wichtig war heute, dass Deutschland konstant über 60 Minuten eine gute Performance zeigte. Die ersten Sequenzen im Mittelabschnitt bestimmte die DEB-Auswahl und Nico Sturm hätte sich fast belohnt. Bisher hatten die Hausherren die neutrale Zone fest im Griff und Frankreich fand nicht statt. Wissmans genialen Pass hätte J.J. Peterka beinahe verwertet beim zweiten heimischen Powerplay. Keeper Sebastian Ylönen erwies sich als hervorragend aufgelegt und vereitelte viele Gelegenheiten. Die deutsche Auswahl musste sich bislang nur vorwerfen lassen, mit ihren zahlreichen Chancen leichtfertig umzugehen.

Frankreich durfte jedoch zu keiner Sekunde unterschätzt werden und so kam es in der 31. Spielminute, als Anthony Rech zum Ausgleich traf. Phillipp Grubauer, der mittlerweile das Gehäuse hütete, hatte keine Abwehrchance. Danach parierte der zweimalige Stanley Cup Sieger in höchster Not gegen nun forscheragierende Franzosen. Die Gastgeber schüttelten sich nur kurz und Kai Wissmanns Distanzschuss wurde in der 34. Spielminute von Leo Pföderl erfolgreich zur erneuten Führung abgefälscht. Es dauerte wieder nicht lange, bis die Trikolore erneut ausglich: Valentin Claireaux sorgte für das Remis in der 35. Spielminute. Offensiv demonstrierte die deutsche Mannschaft eine vorbildliche Partie.

In der 37. Spielminute schnürte Leo Pföderl seinen Doppelpack. Yasin Ehliz belohnte sich bereits mit seinem heutigen zweiten Assist Punkt in seinem Jubiläumsspiel. Das Momentum legte sich nun wieder auf die Seite der Gastgeber, die weiter munter druckvoll auf das hervorragend gehütete Tor von Sebastian Ylönen marschierte. Leo Pföderl resümierte: „Es hat bisher sehr gut funktioniert, wir wollten den Schwung aus der Meisterschaft mitnehmen. Vorne müssen wir zielstrebiger vorgehen, es fehlt noch ein wenig die Abstimmung, aber das gehört dazu in den Testspielen.“

Les Bleus früh treffsicher, Kahun mit Siegtreffer

Frankreich kam furios aus der Kabine und Anthony Rech traf früh zum erneuten Ausgleich in der 41. Spielminute. Auch er markierte seinen zweiten Treffer am heutigen Abend. Für Keeper Philipp Grubauer war es bisher ein undankbarer Abend, kassierte doch er nach seiner Einwechslung gleich zwei Buden. Nun stand das dritte Powerplay für die DEB-Auswahl an, doch Philipp Grubauer war beim Vorstoß von Bozon gefordert. Szuber hätte fast seinen Einstand veredelt. Stachowiak probierte es dann mal mit dem Michigan Trick und die Fans spürten, dass ihre Protagonisten Unterstützung benötigen.

Das Tempo wurde weiterhin sehr hoch gehalten von beiden Teams. Dominik Kahun fand bei seinem blitzschnellen Antritt seinen Meister im grandiosen Goalie Ylönen und wenige Sekunden später scheiterte Yasin Ehliz ebenfalls denkbar knapp am französischen Keeper, nachdem er die Scheibe artistisch mitnahm. Auch Daniel Fischbuch konnte den Keeper nicht überwinden. Die deutsche Führung lag in der Luft, doch kaum wieder komplett musste Philipp Grubauer sein ganzes Können erneut unter Beweis stellen. Bei eigener Unterzahl bewahrte der deutsche NHL-Goalie seine Farben vor dem erstmaligen Rückstand. Alles deutete auf eine Overtime hin.

32 Sekunden vor der Schlusssirene jubelte bereits Yasin Ehliz, doch die Schiedsrichter bemühten den Videobeweis, weil sie eine aktive Kickbewegung vermuteten und dies auch bestätigten. Schade, das wäre wohl der Siegtreffer durch den Jubilar gewesen. Somit ging es im spannenden drei gegen drei Modus in die Verlängerung, in der Dominik Kahun dank eines Zuckerpasses von Kai Wissmann den Siegtreffer markierte. Als bester Spieler wurde im DEB-Team Kai Wissmann geehrt, bei Team Frankreich nahm Enzo Cantagallo die Prämierung entgegen.

Fazit: Es war seitens der DEB-Auswahl ein solider Auftritt über die gesamte Spielzeit, der letztlich in einen hartumkämpften denkbar knappen Sieg nach Verlängerung mündete. Team Frankreich zeigte sich in seinen Aktionen höchst effektiv und zielstrebig und leistete hartnäckig Widerstand. Laut Torschussstatistik war es ein verdienter Sieg der deutschen Mannschaft.

Stimmen zum Spiel:

Grubauer: „Wir hatten neue Spieler mit dabei, zuletzt den Faden verloren, haben nicht gut begonnen, dann zu unserem Spiel gefunden. Schon ein Schmankerl, zuhause zu gewinnen. Mit diesem Schwung gehen wir zuversichtlich ins Turnier. Es ist eine Ehre für Deutschland zu spielen, wir wollen einen guten Auftritt hinlegen. Die Euphorie ist natürlich hoch nach der letzten WM. Die Karten werden wieder neu gemischt.“

Müller: „Es fühlt sich schon besser an, mit so einem Erfolg in das Turnier zu starten. Das erste Match gegen Frankreich war nicht unser bestes. Wir haben heute neue Spieler integriert und eine gute Leistung gezeigt. Kleine Fehler werden bei einer WM bestraft. Wir sind alle aufgeregt und endlich froh, dass es losgeht. Wir müssen im Moment bleiben und dürfen nicht zu weit vorausblicken, wir müssen von Spiel zu Spiel gehen.“  

Kreis: „Die Jungs haben hart genug gearbeitet für diesen Erfolg. Die Gegentore basierten auf unseren Fehlern. Wir wollten physisch stärker agieren, wir haben wenige Schüsse zugelassen. Es ist ein gutes Gefühl nach Ostrava zu reisen. Durch den physisch harten Auftritt der Franzosen, die wir weitgehend außen hielten, sind wir gut vorbereitet. Der Berliner Block war sehr gut, es war keine Müdigkeit bei ihnen zu spüren. Heute hatten wir das Momentum nach einem Gegentreffer an uns gerissen. Wir reisen positiv nach Ostrava.

Wir fangen bei Null an, es wird ein weiter Weg. Ich bin froh, dass es zwei so hartumkämpfte Spiele waren. @ Justin Schütz: es hängt im Entscheidungsprozess immer davon ab, welche Rolle ein Spieler zu erfüllen hat. Die Personalie Lukas Reichel steht noch in den Sternen. Motivation ist immer wichtig, jeder erlebt so ein Turnier anders. Die Mannschaft ist so stabil und zusammengewachsen. Es muss organisch wachsen, hier sind keine Bilder aus der Vergangenheit entscheidend.“

Testspiel: 06.05.2024

Deutschland – Frankreich 4:3 n.V. (1:0|2:2|0:1|1:0)

Tore:

1:0 |09.| Freddy Tiffels (Kahun, Kälble)
1:1 |31.| Anthony Rech (Auvitu)
2:1 |34.| Leo Pföderl (Wissmann, Ehliz)
2:2 |35.| Valentin Claireaux (Bruche)
3:2 |37.| Leo Pföderl (Ehliz)
3:3 |41.| Anthony Rech
4:3 |63.| Dominik Kahun (Wissmann)

Zuschauer: 2.975 (ausverkauft)

Bericht von: Hermann Graßl | Foto: DEB / City-Press GmbH


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