Wild Wings: Vom Kellerkind zum Playoff-Kandidat?

8.September 2025DEL

​Schwenningen will den nächsten Schritt machen: Mit leicht verändertem Kader, aber klaren Ambitionen startet das Team in die Saison. Nach den Abgängen wie Daryl Boyle, Brett Ritchie, Jordan Murray oder Ken André Olimb hat die sportliche Leitung um Manager Stefan Wagner und Trainer Steve Walker ein neues Team zusammengestellt – mit Erfahrung, internationaler Klasse und aufstrebenden Talenten.

Walker bleibt Taktgeber – MacDonald übernimmt die Goalies

Der Kanadier Steve Walker geht in seine dritte Saison als Cheftrainer der Neckarstädter. Gemeinsam mit Assistent Tim Kehler will er die Handschrift weiter schärfen: schnelles, strukturiertes Eishockey, gepaart mit Mut zum Risiko. Neu ist die Konstellation im Torwartbereich: Cameron MacDonald betreut künftig die Goalies. Der Kanadier gilt als akribischer Arbeiter, der auch bei den Iserlohn Roosters schon seine Spuren hinterlassen hat.

Torhüter: Erfahrung als Schlüssel zur Stabilität

Mit dem Schweden Joacim Eriksson und Michael Bitzer verfügt Schwenningen über ein gestandenes Duo. Eriksson gilt als sicherer Rückhalt, der seinem Team auch in engen Spielen Stabilität verleiht und bringt internationale Erfahrung und Ruhe mit – ein Faktor, der in hitzigen DEL-Partien entscheidend sein kann. Mit Michael Bitzer steht ein solider Backup bereit, der Verantwortung übernehmen kann. Die Mischung stimmt – doch klar ist: In den großen Spielen wird viel an Bitzer und Eriksson hängen.

Verteidigung: Härte, Erfahrung und ein Schuss Skandinavien

Hinten vertraut Walker auf ein stabiles Gerüst. Dominik Bittner als starker deutscher Neuzugang ist als Leitfigur gesetzt, während Thomas Larkin und Alex Trivellato mit Erfahrung und Härte für Stabilität sorgen sollen. Der US-Amerikaner Ben Marshall überzeugte zuletzt mit seinen läuferischen Fähigkeiten, während Will Weber für physische Präsenz sorgt.

Besonders gespannt sind die Fans auf Eric Martinsson, den schwedischen Neuzugang, der mit Übersicht und Spielintelligenz die Defensive bereichern soll. Junge Kräfte wie Niklas Hübner und Niclas Hempel sollen in Ruhe herangeführt werden. Damit ist die Abwehr nicht nur breit, sondern auch variabel aufgestellt – wobei Ausfälle einzelner Leistungsträger die Stabilität noch immer empfindlich treffen könnten.

Sturm: Kontinuität und Hoffnung

Der Angriff wirkt im Vergleich zur Vorsaison minimal verändert. Mit Jordan Szwarz und dem groß gewachsenen US-Stürmer Tim Gettinger sind zwei Neuzugänge an Bord, die Führungsrollen übernehmen sollen. Szwarz soll auch die zuletzt schwache Bullybilanz aufpolieren.

Dazu bleibt die offensive Achse mit den Spink-Zwillingen Tylor und Tyson erhalten – das Duo ist für Kreativität und Überraschungsmomente gut. Zach Senyshyn und Kyle Platzer bringen Tempo und Torgefahr, während Sebastian Uvira mit Physis und Leidenschaft überzeugt.

Identifikationsfigur Alexander Karachun, Phil Hungerecker und Mirko Höfflin verleihen der Offensive Kontinuität und deutsche Präsenz. Auch Spieler wie Håkon Hänelt, Philip Feist und Boaz Bassen bieten wertvolle Tiefe und hoffen auf den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung. Schwenningen kann somit wieder ausgeglichene Reihen aufbieten und im laufintensiven System von Steve Walker agieren.

Die Vorbereitung – Licht, Schatten und Experimente

Die Testspiele der Wild Wings boten ein gemischtes Bild. Starke Auftritte wie der Sieg gegen den Schweizer Meister Zürich oder das klare 6:2 zum Abschluss gegen Augsburg zeigten das Potenzial. Dazwischen standen jedoch schwache Phasen: beim Bodenseecup reichte es nach einer Krankheitswelle nur zu einem Treffer in zwei Spielen, in Genf kosteten zwei Unterzahltore den möglichen Erfolg. Ein gutes Signal setzte das 5:0 in Freiburg, als Schwenningen das Spiel von Beginn an dominierte.

Auffällig: Trainer Steve Walker nutzte die Vorbereitung konsequent, um Reihen und Rollen zu testen – selbst Kapitän Thomas Larkin wurde geschont. Ergebnisse sind daher nur bedingt aussagekräftig, wichtiger war die Entwicklung von System und Automatismen.

Umfeld: Wild Wings fit für die Zukunft

Abseits des Eises hat Manager Stefan Wagner die Wild Wings in ruhige Fahrwasser geführt. Mit viel Gelassenheit und klarer Linie arbeitet er im Hintergrund – nur wenig dringt nach außen.

In der Arena wurde mit dem neuen modernen Videowürfel ein deutliches Zeichen für die Weiterentwicklung des Standorts gesetzt, genauso wie mit dem Ganzjahres-Eis. Auch kommunikativ haben die Wild Wings in den letzten Jahren einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht: Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Auftritte sind kreativ und wurden speziell bei den Spielerpräsentationen auf unterhaltsame Weise genutzt. Hier spielen die Wild Wings jetzt schon ganz oben mit.

Fazit: Der Weg zeigt nach oben

Die Schwenninger Wild Wings haben sich im Sommer vermeintlich besser aufgestellt. Im Tor zählt man auf ein verlässliches Duo, die Defensive verbindet Härte mit Kreativität, und die Offensive verspricht mehr Variabilität und Durchschlagskraft als zuletzt. Vom Dauergast im Tabellenkeller mausern sich die Neckarstädter immer mehr zum ernstzunehmenden Playoffkandidaten.

Die große Frage lautet: Schaffen es die Wild Wings ihre Auswärtsschwäche abzulegen? Walker will dazu Anpassungen am System vornehmen.

Klar ist: Mit diesem Kader haben die Wild Wings das Potenzial, in der neuen Saison mehr als nur ein Stolperstein für die Großen zu sein. In Schwenningen darf man wieder hoffen – und träumen.

Bericht von: BM | Foto: Archivbild citypress

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