
Lazarett Duell in Nürnberg geht an die Eisbären Berlin
Nach der Deutschlandcup Pause steht wieder der Ligabetrieb auf dem Programm. Der amtierende Deutsche Meister aus Berlin war zu Gast in Franken bei den Nürnberg Ice Tigers. Es ist nicht nur ein Punkte-Duell, sondern womöglich auch das Spiel beider Teams mit dem größten Verletzungspech – etliche Spiele fehlten auch nach der Länderspielpause auf beiden Seiten.
Berlin gewinnt Nervenspiel in Nürnberg – Ty Ronning gleicht eine Minute vor dem Ende aus!
Stimmungsmacher
Tore in Unterzahl sind ärgerlich, dass das schon jeder Eishockey Spieler am eigenen Leib ertragen durfte sollte klar sein. Jake Ustorf dürfte das schon öfters in seiner jungen Karriere erleben, so auch in dieser Partie. Nach knapp vier Minuten schlug de Scheibe zu Ustorfs doppelten Ärger im Nürnberger Netz ein – Les Lancaster warf die Scheibe zum Tor, Marcel Noebels fälschte unhaltbar vor Niklas Treutle ab.
Und auch in der Folge hatten die Eisbären Blut geleckt: Leo Pföderl gewann am rechten Bullykreis den Puck für die Eisbären, orientierungslos stocherten Freund und Feind nach der Scheibe. Letztendlich war es Ty Ronning der den Überblick behielt und die Scheibe zum 0:2 für die Eisbären unter die Latte hämmerte.
Hätte ich in diesem ersten Drittel noch Chancen aufgeführt, wäre der Bericht so lang um ihn ein ganzes Eishockeyspiel zu lesen.
Es war zu bemerken, dass beide Mannschaften Lust auf Tore schießen hatten – denn auch die Ice Tigers durften nur 20 Sekunden später ein erstes Mal die Arme dem Himmel entgegen strecken. Thomas Heigl spielte aus der eigenen Zone einen perfekten Pass auf den längst enteilten Charlie Gerard, der folglich alleine auf Jake Hildebrand zulief. Der Eisbären Goalie fand sich dann auf dem Hosenboden und mit einer Hartgummischeibe hinter seiner Linie wieder.
Und wie gesagt Platz für Chancen gab es nicht, nur für weitere Treffer: Die Eisbären vergaben gerade ihre zweite Powerplay-Möglichkeit, da schepperte es erneut hinter Jake Hildebrand: Der aufmerksame Thomas Heigl fing einen Aufbaupass von Eric Mik ab und spielte einen geschickten Doppelpass mit Samuel Dove-McFalls, der Deutsch-Kanadier stolpperte den Puck in letzter Instanz zum Ausgleich über die Torlinie.
Hin und Her – Her und Hin
Das Spiel ging weiter und damit auch die Tore. Kurz vor Ende des ersten Spielabschnitts bekam Lean Bergamann eine vier Minuten Strafe aufgebrummt und das wussten die Ice Tigers zu nutzen: Evan Barratt fuhr gemütlich an der blauen Linie entlang, ehe er den Überraschungs-Moment nutze und die Scheibe halbhoch auf das Berliner Tor feuerte. Vor dem Tor hatte sich Brett Murray bereits für seine Spezialdisziplin positioniert, Barratts Schuss fälschte der Nordamerikaner unhaltbar unter den Querbalken des Eisbären-Gehäuses ab.
Das Spielgeschehen beruhigte sich in der Folge ein wenig – Chancen gab es auf beiden Seiten, eine klare Druckphase einer Mannschaft war daher nicht zu erkennen. In Überzahl versuchten die Eisbären wieder in gewohntes Fahrwasser zu kommen, Endgegner in diesem Reallife Videospiel hieß immer wieder Niklas Treutle und der trägt wie bekannt das Trikot der Ice Tigers.
Das Eishockeyspiele hitzig und hart werden können, bewiesen Justus Böttner für Nürnberg und Ty Ronning für Berlin.
Dann gab es endlich wieder ein Tor, diesmal schlugen die Eisbären Eiskalt zu. Erik Mik machte seinen Fehler aus dem ersten Drittel wieder gut und bugsierte den Puck mittels wuchtigen Direktschuss mit etwas mehr als 100 Km/h in die Maschen zum Ausgleich.
Die Lebkuchenstädter hätten nach de zweiten Drittel führen können, nicht müssen. Aber in zwei Alleingängen und einem zwei auf null wäre durchaus mehr drin gewesen.
Späte Entscheidung oder?
Berlin hatte früh im Schlussabschnitt die Möglichkeit wieder in Front zu gehen. Ty Ronning lauerte an der gegnerischen blauen Linie auf einen langen Pass und fuhr muttersehlen alleine auf Niklas Treutle zu. Ronning versuchte den Torhüter der Franken mit einem kurzen Wackeln aus der Fassung zu bringen, der bieb jedoch ganz ruhig und spitzelte die Scheibe im letzten Moment von der Kelle des Stürmers.
Dem Spielverlauf entsprechend das gewohnte Bild: Es ging hin und her, Mega-Chancen auf beiden Seiten, obgleich die Torhüter beider Mannschaften immer wieder die Sieger waren. Überzahl gab es ebefalls für beide zu Hauf, nutzen wollte diese jedoch keiner so recht.
Eine wollte es aber an diesem Abend ziemlich genau wissen, bekannt und gefürchtet in der Liga unter dem Namen – Evan Barratt. Die Ice Tigers setzten sich erneut im Drittel des Meisters fest, Brett Murray behauptete das Spielgerät und spielte clever auf den eingelaufenen Barratt, der fackelte nicht lange und zimmerte die Scheibe ins kurze Eck zur späten Führung.
Das wars, richtig? Nicht mit dem Haupstadt Club: Jake Hildebrand hatte seine Pfosten zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verlassen, im Berliner Drittel leisteten sich Jonas Müller und Tyler Spezia gerade noch ein Tänzchen, da landete das Hartgummi im Tor der Franken. Ty Ronning war der Nutznieser und brachte seine Eisbären wieder ins Spiel. Somit ging es in die Verlängerung.
Volles Programm an der Noris
Andi Eder leistete seiner Mannschaft keinen sonderlich brauchbaren Dienst, nachdem er Tyler Spezia regelwidrig von den Beinen (Schlittschuhen) holte. Übrzahl in der Verlängerung, meistens kein gutes Zeichen für die dezemierte Truppe auf dem Eis. Der Meister überstand diese schwere Phase wortwörtlich ,,meisterlich” und konnte wieder mit vollem Line Up agieren. Schlussendlich wurde auch nach 65 Minuten kein Sieger ermittelt, somit musste das Penaltyschießen die Entscheidung bringen. Für die Eisbären traf Ty Ronning und Liam Kirk und für Nürnberg lediglich Tyler Spezia.
Ein Spiel, welches hätte schlussendlich in beide Richtungen gehen können endete, wenn auch glücklich, für den Meister aus Berlin. Nürnberg kämpfte mit drei Reihen überragend gegen volle vier Reihen der Eisbären und hatte bis zum Schluss die Möglichkeit drei Punkte einzufahren.
Stimmen:
Serge Aubin (Berlin): ,,Wir nehmen natürlich sehr gerne die zwei Punkte, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben Nürnberg nach dem Ausgleich nicht mehr in den Griff bekommen, sie haben stark gedrückt.”
Mitch O´Keefe (Nürnberg): ,,Es war ein unglaubliches Spiel, wir haben uns nach dem Rückstand stark zurück gekämpft. Wir haben heute sehr vieil Herz und Einsatz gezeigt. In diesem Spiel mussten wir vorallem gegen die Emotionen ankämpfen”
Nürnberg Ice Tigers – Eisbären Berlin 4:5 n.P
Tore:
0:1|4.|Marcel Noebels (Les Lancaster)
0:2|12.|Ty Ronning (Leonhard Pföderl)
1:2|13.|Charlie Gerard (Thomas Heigl, Cody Haiskanen)
2:2|18.|Samuel Dove-McFalls (Thomas Heigl)
3:2|24.|Brett Murray (Evan Barratt, Cody Haiskanen)
3:3|40.|Eric Mik (Frederik Tiffels)
4:3|57.|Evan Barratt (Brett Murray, Greg Meireles)
4:4|59.|Ty Ronning4:5
4:5 65.|Liam Kirk (Penalty)
Zuschauer:7672 (ausverkauft)
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Dunja Dietrich
Eishockey-Online Network
