IIHF WM 2024 – Deutschland auf dem Weg ins Viertelfinale
In der Ostrava Arena traf der amtierende Vize-Weltmeister Deutschland in seinem sechsten Vorrundenspiel auf Polen, das bisher noch ohne Punkte blieb und nur zwei magere Tore auf dem Konto aufwies und machte sich auf den Weg ins Viertelfinale.
Nach zwei deutlichen Siegen gegen Lettland und Kasachstan befand sich die DEB-Auswahl voll auf Kurs in Richtung Viertelfinale. Mit einem Sieg nach regulärer Spielzeit gegen den Aufsteiger konnte man schon heute diesen Einzug nahezu fix machen. Pikante Randnotiz: Sowohl Maksymilian Szuber, in Opole geboren, als auch Wojciech Stachowiak, gebürtiger Danziger, waren in diesem Match besonders motiviert, um gegen ihre Landsleute eine Top-Leistung auf das Eis zu zaubern. Es würde ein hochemotionales Spiel gegen ihre alte Heimat werden, welche die Ostrava Arena zu einem Heimspiel gestalteten.
Als Goalie stand heute Mathias Niederberger im Gehäuse und Philipp Grubauer bekam eine wohlverdiente Pause. Der aktuell WM-22. Polen galt als ein Eishockeyzwerg bei dessen erster WM-Teilnahme nach 22 Jahren. Es war das erste Aufeinandertreffen für eine deutsche Auswahl nach 32 Jahren. Mit Pawel Dronia von den Ravensburg Towers lief ein Bekannter aus der DEL2 für Polen auf.
Umkämpftes torloses Auftaktdrittel
Die DEB-Auswahl startete wie gewohnt zuletzt furios und übte viel Druck auf die Polen aus, die ein defensives Bollwerk parat hielten, welches seitens des Vize-Weltmeisters erst geknackt werden musste. Es hieß heute vor allem Geduld zu haben. Polen verzeichnete bald sein erstes Powerplay, eine Disziplin, die bei diesem Team noch nicht gut klappte. Eine gute Gelegenheit sprang dabei heraus. Polen agierte in den Anfangsminuten mit viel Spielfreude und visierte das Außennetz an. Mit den zahlreichen Fans im Rücken trat der WM-Neuling sehr selbstbewusst auf. Deutschland tat sich bislang recht schwer, in den Slot zu gelangen.
Polen verteidigte die eigene blaue Linie mit vier Spielern, was ein Durchkommen für die Jungs von Headcoach Harold Kreis erschwerte. Die Osteuropäer, die schlittschuhtechnisch gut unterwegs waren, betrieben auch in der deutschen Zone ein aggressives Forechecking. Es entwickelte sich das erwartet schwere Spiel für den Vize-Weltmeister, der meistens außen gehalten wurde und noch nach Lösungen suchte. Vielleicht half das erste Powerplay gegen Ende des Drittels, doch zuerst musste ein möglicher Shorthander vermieden werden.
JJ Peterka verbuchte im Duett mit Lukas Reichel eine Top-Chance. Wagner resümierte: „Wir tun uns schwer, Momentum aufzubauen, wir konnten uns nicht so gut in der gegnerischen Zone festsetzen. Die Polen machen es gut, stehen kompakt in der eigenen Zone. Wir müssen das Spiel einfacher halten.“
Ehl bricht den Bann, Peterka mit Penalty
Die DEB-Auswahl überstand das zweite Unterzahlspiel ebenfalls schadlos und war wieder bemüht, die Kontrolle auf dem Eis zu gewinnen. Nach einem brandgefährlichen polnischen Konter netzte Alexander Ehl im Gegenstoß unhaltbar in der 26. Spielminute zur Führung ein. Für den Torschützen war es der erste WM-Treffer und schon wieder konnte man sich auch wieder auf die vierte Reihe verlassen. Nun stand das dritte deutsche Powerplay an, das nicht so richtig funktionierte.
Der polnische Goalie erwies sich bis dato als sichere Bank, der schwer zu überwinden war. Die vier Formationen harmonierten sehr gut miteinander und Polen sicherte erfolgreich mit allen fünf Akteuren ab. Ihr Goalie ließ keinen Rebound zu und auch ein drei auf eins Konter konnte nicht verwertet werden. Erst ein clever abgeschlossener Penalty durch JJ Peterka brachte in der 36. Spielminute den zweiten deutschen Treffer. Ursache hierfür war ein Schlägerwurf eines polnischen Akteurs in Richtung eigenes Gehäuse.
Keeper Mathias Niederberger musste nur selten in höchster Not eingreifen, erledigte dies jedoch souverän. Peterka: „In so engen Spielen müssen wir einen kühlen Kopf bewahren. Sie geben uns nicht viel, wir sind oft außen. Es wird ein enges drittes Drittel werden, wir müssen einfaches Hockey spielen.“
Schlawiner Ehliz, Polen jubelt zwei Mal, Peterka antwortet
Im Schlussabschnitt passte Peterka genial zu Stachowiak in den Slot, doch er scheiterte am aufmerksamen polnischen Keeper. Deutschland startete sehr gut in dieses Drittel, das bisher das schlechteste bei den Polen war. Es ging heute primär um ein Schaulaufen, sondern es zählten nur die drei Punkte. Der Vize-Weltmeister markierte in Person von Yasin Ehliz in der 45. Spielminute den dritten Treffer am heutigen Nachmittag und Leo Pföderl setzte seinen bemerkenswerten Scoring Streak fort. Wojtek Stachowiak wollte heute unbedingt sein erstes WM-Tor feiern, hatte bislang noch keine Fortune. Die DEB-Auswahl war weiterhin Herr im Haus und bestimmte den Spielverlauf immer darauf achtend, dass man sich keine Leichtsinnsfehler leistete.
Nun ging es vorwiegend um den Shutout für Mathias Niederberger, der trotzdem weiter im Fokus stand. Szubers Schläger verhinderte Schlimmeres. Das Tempo war inzwischen auf einem überschaubaren Niveau und man hatte die neutrale Zone nicht mehr so gut im Griff. Folgerichtig jubelte Polen über den späten Anschlusstreffer in der 54. Spielminute durch Patryk Wajda. Sofort war die Halle da und die Geschwindigkeit wurde wieder erhöht. Nun wurde es verrückt, denn die Polen markierten in Person von Filip Komorski den zweiten Treffer. Jetzt brodelte der Hexenkessel und eine unerwartete dramatische Schlussphase brach an. Das deutsche Team gab wenig später die richtige Antwort, denn JJ Peterka schnürte erneut einen Doppelpack im Turnier.
Insgesamt erarbeitete sich Deutschland gegen Polen einen knappen Sieg und tütete wichtige drei Punkte auf dem Weg ins Viertelfinale ein. Unnötigerweise ließ man Polen gegen Ende der Partie herankommen und machte es spannend. Als bester Spieler wurde im DEB-Team Alexander Ehl und bei Polen Patryk Wajda geehrt.
Stimmen zum Spiel:
Ugbekile.: „Es war ein hart umkämpftes Spiel, wichtig waren die dreiPpunkte. Polen hat gut dagegengehalten. jedes Team kann spielen, niemand darf auf die leichte Schulter genommen werden. Wir nutzen die zwei Tage zur Regeneration, um auch gegen Frankreich zu gewinnen.“
Müller Mo.: „Es war ein wichtiger Sieg für uns, wir machten eigentlich ein gutes Spiel. Es war ein schmaler Grad zwischen auf Sieg zu spielen aber nicht ins Messer zu laufen. Unsere vierte Reihe war heute die beste, sie spielte einfach und nicht geschnörkelt. Es war heute eine gute Lektion für uns.“
Ehliz.: „Hartes Stück Arbeit für uns. Die Polen waren aggressiv und gaben uns wenig Zeit. Scheiben müssen wir einfacher verarbeiten. Wir waren über 60 Minuten konstant und haben aufs Gas gedrückt. Es läuft gut und wir dürfen uns nicht beschweren.“
Ehl: „Habe mich sehr gefreut, mein erstes Tor gegen Polen zu erzielen. Die Polen machten es uns nicht leicht, defensiv haben wir es gut gemacht und die drei Punkte verdient geholt. Mental tun die zwei Tage Pause sehr gut.“
Deutschland – Polen 4:2 (0:0|2:0|2:2)
Tore:
1:0 |26.| Alexander Ehl (Kastner, Tuomie)
2:0 |36.| JJ Peterka PEN
3:0 |45.| Yasin Ehliz (Pföderl, Michaelis)
3:1 |54.| Patryk Wajda (Lyszczarczyk, Dziubinski)
3:2 |56.| Filip Komorski (Kostek, Krezolek)
4:2 |57.| JJ Peterka (Reichel)
Haupt-Schiedsrichter: Holm (SWE) / Vikman (FIN)
Zuschauer: 9.109 (ausverkauft)
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: Guntis Läzdans