IIHF Hall of Fame 2024 – Jaromir Jagr wird aufgenommen

24.Mai 2024International

Im Rahmen der alljährlichen IIHF-Task Force wurde auch in diesem Jahr im Rahmen der 87. IIHF-Weltmeisterschaft die finale Auswahl der IIHF Hall of Fame 2024  Preisträger getroffen. Unter ihnen befinden sich aus sieben Nationen internationale Spieler und Spielerinnen, die allesamt Eishockeygeschichte schrieben. In diesem Jahr ist sogar eine Mannschaft unter den Preisträgern gelistet.

Die Ehrung dieser illustren Mischung an bedeutsamen Protagonisten erfolgt traditionell mit einer würdevollen Zeremonie vor den Medaillenspielen am Sonntag, den 26.5.2023 in Prag, Tschechien seitens des derzeitigen Vorsitzenden und Präsidenten Luc Tardiff.

Acht Neuzugänge aus sieben unterschiedlichen Nationen werden während der Männer-Weltmeisterschaft 2024 im Mai geehrt, darunter die Spieler-, innen Natalie Darwitz (USA), Jaromir Jagr (CZE), Kenny Jonsson (SWE), Igor Liba (SVK), Petteri Nummelin (FIN), Jaroslav Pouzar (CZE)) und Ryan Smyth (CAN) sowie der Kanadier Mel Davidson.

Mit diesen acht neuesten Mitgliedern erhöhte sich die Anzahl aller Preisträger mittlerweile auf 244 in der ehrwürdigen Hall of Fame, die 1997 gegründet wurde.

Darüber hinaus wird es eine separate Zeremonie für vier weitere Präsentationen geben: Der Richard „Bibi“ Torriani Award geht an Desideriu „Dezso“ Varga (ROU) und der Paul Loicq Award an Anatolii Brezvin (UKR). Darüber hinaus etabliert die IIHF einen neuen Medienpreis, der alljährlich an ein Mitglied der Print-, Fernseh- oder Radiobranche verliehen wird. Als erster Preisträger 2024 wurde Al Michaels gewählt, dessen berühmter Ruf „Do you believe in Miracles?“ historische Bedeutung erlangte.

Das Geschichtskomitee demonstrierte auch Einigkeit darüber, den Milestone Award an die tschechische Herren-Eishockey-Olympiamannschaft von 1998 zu verleihen, welche spektakulär die Goldmedaille ergatterte.

Naalie Darwitz (USA)

Natalie Darwitz vertrat die USA zwischen 1999 und 2010 bei elf aufeinanderfolgenden Veranstaltungen und gewann drei Goldmedaillen und fünf Silbermedaillen bei der Frauen-Weltmeisterschaft sowie zwei Silber- und eine Bronzemedaille bei drei Olympischen Spielen. Sie wurde viermal in das All-Star-Team berufen und war bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2008 die beste Stürmerin des IIHF-Direktorats.
Darüber hinaus trug sie dreimal das „C“ für die Amerikaner – beim Weltmeisterschaftsturnier 2008 und 2009 sowie bei den Olympischen Spielen 2010.

Bei Olympischen Spielen und Frauenweltmeisterschaften erzielte Darwitz erstaunliche 43 Tore und 83 Punkte. Darwitz gewann außerdem aufeinanderfolgende NCAA-Meisterschaften (National Collegiates Women’s Ice Hockey Championship) mit den Minnesota Golden Gophers und wurde kürzlich zum General Manager des Minnesota-Teams in der neuen PWHL (Professional Women’s Hockey League) ernannt. Ihre Spieler-karriere umfasste den Zeitraum von 1998 bis 2010, als Coach ist sie seit 2007 tätig.

Mel Davidson (CAN)

Mel Davidson war die treibende Kraft hinter dem Frauenprogramm von Hockey Canada im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. Sie trainierte die Kanadierinnen zu Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2006 und 2010 sowie bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2007, der wohl besten Frauenmannschaft aller Zeiten. Sie führte als Headcoach die Ahornblätter zu Gold bei ihrem ersten Event, der Frauen-Weltmeisterschaft 2000 und gewann außerdem Silber im Jahr 2005 und dem Turnier im Jahr 2008, ihrem letzten Einsatz hinter der Bande. Sie blieb als General Managerin des Programms bei Hockey Canada und baute das Team auf, das 2014 erneut olympisches Gold und vier Jahre später in Korea Silber holte.

Jaromír Jágr (CZE)

Jaromír Jágr ist schlicht und einfach eine Legende, und selbst mit 51 Jahren bestreitet er noch einige Spiele für seine Vereinsmannschaft Kladno. Sein letzter Auftritt mit der Nationalmannschaft war vor acht Jahren in Prag, wo er bei der Weltmeisterschaft der Männer zum MVP des Turniers ernannt wurde. Dies war der Höhepunkt einer Karriere, die 1990 begann, als er der Tschechoslowakei half, eine Bronzemedaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Im folgenden Vierteljahrhundert nahm Jagr an fünf Olympischen Spielen teil, insbesondere 1998, als die Tschechen historisches Gold gewannen. Er nahm auch an neun Weltmeisterschaften der Männer teil, darunter Goldmedaillen in den Jahren 2005 und 2010, sowie an drei Canada Cup/World Cup-Turnieren.

Auch in der NHL ist Jagr eine Legende, seine 1.921 Punkte in der regulären Saison werden nur von Wayne Gretzky übertroffen. In seinen ersten beiden NHL-Saisons gewann er mit Pittsburgh zwei Stanley Cups und ist Mitglied des exklusiven Triple Gold Clubs der IIHF.

Kenny Jönsson (SWE)

Der schwedische Verteidiger Kenny Jonsson sorgte überall für Erfolge und Euphorie, angefangen vom IIHF-Wettbewerb über die NHL bis hin zu seinem Vereinsteam Rögle BK in Schweden. Jönsson entwickelte sich durch sein Spiel als Führungsfigur auf dem Eis, angefangen bei den World Juniors 1993 und 1994. Er wurde 1993 von den Toronto Maple Leafs gedraftet, blieb aber noch zwei Jahre bei Rögle, bevor er seinen Weg in die NHL fand.

Während seiner letzten Saison in Europa war er einer der jüngsten Spieler einer schwedischen Mannschaft, die in Lillehammer olympisches Gold gewann, und er jubelte zwölf Jahre später in Turin über sein zweites olympisches Gold. Er sicherte sich auch Gold bei der Weltmeisterschaft der Männer 2006, das erste Mal, dass ein Team in einer Saison das Goldene Double erreichte. Insgesamt gewann Jönsson mit seinen Tre Kronor bemerkenswerte sieben Medaillen in 13 Wettbewerben.

Igor Liba (SVK)

Der Slowake Igor Liba durfte nach der sogenannten „samtenen Scheidung“ am 1. Januar 1993 nie mehr für sein Land spielen, nachdem es zur Abspaltung der Republik Tschechoslowakei in die unabhängigen Länder Tschechien und Slowakei kam. Während seiner Karriere vertrat er die Tschechoslowakei bei vielen Gelegenheiten, wurde aber später zu Ehren seiner Herkunft in die slowakische Ruhmeshalle aufgenommen.

Der in Prešov geborene Liba erlangte in den frühen 1980er-Jahren Berühmtheit, als er den Tschechoslowaken dabei half, drei aufeinanderfolgende Silbermedaillen zu gewinnen – bei den A-Weltmeisterschaften 1982 und 1983 sowie bei den Olympischen Spielen 1984. Seinen krönenden Abschluss erlangte er anderthalb Jahre später, als die Tschechoslowaken Gold bei der Weltmeisterschaft gewannen, nachdem sie in der Medaillenrunde die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und Kanada besiegt hatten.

Liba gab sein NHL-Debüt zwei Tage nach seinem 28. Geburtstag, aber er blieb der NHL nicht allzu lange treu. Insgesamt bestritt er 37 Spiele für die New York Rangers und LA Kings 1988/89, bevor er nach Hause zurückkehrte, wo sein Eishockey-Herz eigentlich schlug. Er nahm an drei Olympischen Spielen und sechs WM-Turnieren sowie an den Canada-Cup-Turnieren 1984 und 1987 teil. Liba, eine Legende der 1980er Jahre, gewann sieben Medaillen für die Tschechoslowaken im IIHF-Wettbewerbsmodus.

Petteri Nummelin (FIN)

Petteri Nummelin, ein weiterer Defender, vertrat Suomi sage und schreibe 15-Mal bei der Herren-Weltmeisterschaft, davon 13-Mal in Folge. Besonders denkwürdig war sein Debüt im Jahr 1995, als er Finnland dabei half, die erste Goldmedaille bei diesem Turnier zu gewinnen. Mit seinen 104 Spielen in seiner Karriere ist er der 12. Akteur aller Zeiten bei Herren-Weltmeisterschaften, der diesen Rekord einstellte. Dabei erzielte er sagenhafte 64 Punkte.

Wie Jagr wies auch Nummelin eine lange und erfolgreiche Karriere auf, in seinem Fall waren es 30 Jahre in diversen Ligen auf der ganzen Welt. Er spielte in der NHL, absolvierte 139 Spiele für Columbus und Minnesota und er war auch aktiv in Finnland, Schweden, Schweiz, Norwegen und Japan unterwegs.

Jaroslav Pouzar (CZE)

Jaroslav Pouzar hätte es in seiner Vita beinahe geschafft, das erste Mitglied des ehrenhaften Triple Gold Clubs zu werden, denn bei seinem ersten internationalen Turnier für die Tschechen war er nur winzige fünf Minuten davon entfernt. Bei den Olympischen Spielen 1976 spielten die Tschechen und die Sowjets am letzten Tag um die Goldmedaille und die Tschechen mussten unbedingt gewinnen. Weniger als fünf Minuten vor Schluss führten sie sogar mit 3:2, doch zwei späte Tore der Sowjets verwiesen Pouzar und die Tschechen am Ende auf Silber.

In den nächsten sechs Jahren hatte Pouzar enorme Erfolge mit der Nationalmannschaft und gewann Gold bei den Männer-Weltmeisterschaften 1976 und 1977. Insgesamt holte er sieben Medaillen. Zu Hause war er ein Jahrzehnt lang mit Ceske Budejovice ein Superstar. Anschließend wechselte er im Alter von 30 Jahren zu den Edmonton Oilers in die NHL und half ihnen, 1984, 1985 und 1987 drei Stanley Cups zu gewinnen, während er neben Wayne Gretzky und Jari Kurri in einer Reihe spielte. Danach kehrte er nach Europa zurück und beendete seine Karriere in Deutschland.

Ryan Smyth (CAN)

Ryan Smyth wurde bereits 2020 in die IIHF-Hall of Fame aufgenommen, aber COVID-19 verhinderte bisher seine offizielle Ehrung. Der Mann, den viele auch „Captain Canada“ nennen, nahm für sein Land an acht Weltmeister-schaften der Männer teil und gewann dabei zweimal Gold und einmal Silber, während er fünf Mal stolz das „C“ auf der Ahornbrust trug.

Er heftete sich außerdem Gold bei den Junioren-Weltmeisterschaften 1995 und den Olympischen Spielen 2002 auf sein Revers und holte den Titel mit Kanada beim World Cup of Hockey 2004. Smyth spielte 20 Jahre lang in der NHL und kam 2006 dem Gewinn des Stanley Cups sehr nahe, als seine Edmonton Oilers das Finale erreichten. Ryan Smith gewann 2012 den Spengler Cup mit Team Canada. Ryan Smith prägte insbesondere den Stil des sogenannten ‚Power Forwards‘.

Desideriu Varga (ROU)

Der diesjährige Torriani-Preis geht an Desideriu „Dezso“ Varga aus Rumänien. Während seiner umfangreichen Karriere nahm er an drei Olympischen Spielen teil (1964, 1968, 1976) und vertrat sein Land bei etwa 17 Welt-meisterschaften der Männer auf verschiedenen Ebenen. Hervorzuheben ist insbesondere die WM im Jahr 1977, als das Land zwischen 1947 und heute zum einzigen Mal in der Spitzengruppe platziert war. Varga war sowohl Kapitän dieser goldenen Mannschaft von 1977 als auch im Jahr zuvor bei den Olympischen Spielen in Innsbruck. Varga trug das „C“ auf seinem Jersey zwischen 1969 und 1975 auch in den unteren Ligen bzw. Divisionen.

Anatolii Brezvin (UKR)

Der Paul-Loicq-Preis geht an Anatolii Brezvin , der 14 Jahre lang (2006–20) Präsident des Eishockeyverbandes der Ukraine war. Brezvin zeichnete sich durch Beharrlichkeit aus: Unter seiner Führung baute oder revitalisierte das Land rund 20 Hallen und entwickelte sein Eishockey-programm sowohl international, indem es zahlreiche IIHF-Veranstaltungen ausrichtete, als auch im Inland, was für den Erfolg des Hockey-Breitensports von entscheidender Bedeutung war.  Kaum zu glauben, ist es Brezvin doch gelungen, die Rolle des Eishockeys in der Gesellschaft auch in den aktuellen Kriegsjahren fortzusetzen, was an sich schon eine wundersame und einzigartige Leistung darstellt, die gebührend honoriert werden muss.

Al Michaels (USA)

„Miracle on Ice“ – wer kennt dieses Eishockey Märchen nicht? Der erste Empfänger des neu geschaffenen IIHF Media Award ist Al Michaels aus den Vereinigten Staaten. Sein berühmter Ausruf: „Glaubst du an Wunder? Ja!” definierte den spektakulären Sieg der USA über die Sowjetunion bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid, der später schlicht als „Wunder auf dem Eis“ bekannt wurde. Dieses Match war das meistgesehene Eishockeyspiel in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens und der wichtigste Sieg in der Historie der USA bei Olympia. Michaels war auch der Play-by-Play-Sportmoderator in den USA bei den Olympischen Spielen 1972 und anschließend Teilnehmer bei mehreren Playoff-Serien des Stanley Cup Finals um die Jahrhundertwende.

Czech Olympic Team of 1998

Obwohl der Milestone Award zum letzten Mal im Jahr 2013 verliehen wurde, beschloss das Historische Komitee, die tschechische Olympiamannschaft der Männer von 1998 zu ehren. Der Goldmedaillengewinn wurde durch herausragende Erfolge gegen Kanada im Penalty Shutout des Halbfinales und mit einem hauchdünnen 1:0 gegen Russland im letzten Spiel und die Krone fix gemacht. Ihr Torwart und Teufelskerl Dominik Hasek schien praktisch unschlagbar zu sein und die Mannschaft schaffte das, was nach dem Aufstand von 1968 als DAS wichtigste Ereignis in der Geschichte des Landes seither gilt.

Der erfolgreiche Kader liest sich wie ein Who-is-Who der besten Spieler des Landes jener Zeit: Ivan Hlinka/Slavomir Lener, Trainer; Torhüter Dominik Hasek, Milan Hnilicka, Roman Cechmanek; Verteidiger Jiri Slegr, Frantisek Kucera, Roman Hamrlik, Richard Smehlik, Jaroslav Spacek, Petr Svoboda, Libor Prochazka; Stürmer Jiri Dopita, Martin Rucinsky, Jaromir Jagr, Martin Straka, Robert Reichel, Robert Lang, Pavel Patera, Martin Prochazka, Josef Beranek, Vladimir Ruzicka, David Moravec, Milan Hejduk, Jan Caloun.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es sich auch bei den diesjährigen Preisträgern um würdige Vertreter und herausragende Persönlichkeiten des Eishockeysports handelt, die in ihrer Rolle und Funktion eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen haben und den schnellsten Mannschaftssport der Welt ideal repräsentieren.

Bericht von: Hermann Grassl | Foto: IIHF

Eishockey-Online Network

Medidaten | Kontakt | Impressum | copyright 2008-2024 eishockey-online