EHC Red Bull München sichert sich Extrapunkt in Bremerhaven – gelungener Einstand für Max Kaltenhauser
Die bislang bärenstark aufgetretenen Fischtown Pinguins aus Bremerhaven empfingen ihren letztjährigen Halbfinalgegner aus München zum Top Spiel dieses 9. Spieltages in der Eisarena. Das Team aus dem hohen Norden musste zuletzt zwei Niederlagen in Folge einstecken und konnte erstmals in der DEL nicht punkten.
Sulzer: „In Prag verschliefen wir die ersten 20 Minuten, dann aber sehr gutes Eishockey gezeigt. Es war dennoch eine solide Leistung, sowohl offensiv als auch defensiv. In Berlin agierten wir ebenfalls auf Augenhöhe mit einem starken Gegner und präsentierten uns sehr gut. Wir haben uns wie immer intensive vorbereitet ohne auf die letztjährigen Playoff Matches gegen München.
Paukenschlag in der bayerischen Landeshauptstadt! Der EHC Red Bull München trennt sich mit sofortiger Wirkung von Toni Söderholm als Headcoach. Co-Trainer Max Kaltenhauser übernimmt interimsweise das Zepter hinter der Bande und wird unterstützt von den Assistenztrainern Pierre Allard und Patrick Dallaire. München musste auf u.a. auf Kapitän Patrick Hager verzichten, dafür übernahm Maxi Kastner das „ C“ auf der Brust.
Winkler: „Es fiel uns nicht leicht, es war seit 14 Jahren der erste Trainerwechsel während der Saison, das wir nicht geplant hatten. Wir waren auch schon letztes Jahr inkonstant, was sich wieder in der Vorbereitung als auch zu Beginn der Saison gezeigt hat. Wir dachten, es wäre der richtige Zeitpunkt, den Trainer zu wechseln und der Mannschaft den richtigen Impuls zu geben, Veränderungen herbeizuführen. Es ist halt ein Ergebnissport und wir haben hohe Ziele hier in München. Es steckt auch ein Mensch dahinter, aber der gewünschte Erfolg blieb leider aus. Aus irgendeinem Grund hat es leider nicht gepasst, das ist aus unserer Sicht sehr schade. Wir geben dem Max Kaltenhauser unsere vollste Unterstützung und Vertrauen, er ist einer der talentiertesten Trainer in Deutschland.“
Rieder mit drittem Saisontor
Man war gespannt, wie sich der bayerische Rivale nach der Trainerentlassung präsentieren würde und ob Neu-Headcoach Max Kaltenhauser bereits erste Impulse setzen konnte. Schon nach wenigen Sekunden war Mathias Niederberger gefordert und es folgte die erste Strafzeit gegen die Gäste, welche sofort unter Druck gerieten durch die erste Bremerhavener Powerplay Formation, die gehörig wirbelte. Maxi Daubner verbuchte dann die erste gefährliche Torchance für seine Farben, doch die Scheibe trudelte an Goalie Maxi Franzreb im Torraum in Zeitlupe vorbei.
Maxi Franzreb musste gleich erneut in höchster Not eingreifen. Bislang entwickelte sich ein sehr gutes Eishockeyspiel zweier Top-Mannschaften mit hoher Intensität. Nach dem Powerbreak erspielten sich die Hausherren mehrere tolle Gelegenheiten, bis sich Matthias Niederberger den Puck sicherte. In der 15. Spielminute ging München in Person Tobias Rieder in Führung. Dann sah sich das beste Unterzahlteam aus Bremerhaven dem aktuell stärksten Powerplay der Liga gegenüber. Das Penalty Killing der Gastgeber war effektiv und so blieb es beim knappen Vorsprung für die Bayern.
Jeglic: „Es war ein enges Match. Wir hatten den besseren Start, sind dann aber etwas zu nachlässig geworden. Wir müssen unser Puck Management optimieren. Wir müssen den Fokus erhöhen und dann werden die Chancen auch kommen.“
Blitzstart durch Smith, Mauermans Antwort, Brooks und Rieder legen nach
München nahm den Schwung aus dem ersten Drittel sofort mit und erhöhte seine Führung in der 21. Spielminute durch Ben Smith, der mutterseelenallein im Slot vergessen wurde und keine Mühe hatte einzunetzen. Es dauerte nur 43 Sekunden im Mittelabschnitt, doch die Antwort der Hausherren ließ nicht allzu lange auf sich warten: in der 22. Spielminute markierte Ross Mauerman dank genialem Zuspiel von Neuzugang Joose Antonen den schnellen Anschlusstreffer. Dann wurde es hitziger auf dem Eis und der erste Fight zwischen den Schwergewichten Rieder und Jensen fand statt. Bremerhaven erhöhte die Schlagzahl und verzeichnete weitere Möglichkeiten. Die Halle war sofort da und die Fans peitschten ihre Helden gewohnt nach vorne.
Nach einer Großchance für die Gastgeber und einer Klasse Parade durch Mathias Niederberger traf in der 31. Spielminute für München Adam Brooks beim anschließenden Konter zur erneuten Führung für den EHC Red Bull München. Kurze Zeit später, in der 32. Spielminute gab es ein Videostudium nach einer brenzligen Situation im Slot bei Maxi Franzreb. Auf dem Eis wurde auf ein ‚gutes Tor‘ entschieden und dies wurde dann auch bestätigt. Torschütze war Tobias Rieder mit seinem zweiten Treffer am heutigen Nachmittag. Bremerhaven antwortete mit wütenden Angriffen und Chris DeSousa scheiterte im Alleingang an Maxi Franzreb. Die Hausherren wirkten nicht geschockt und waren bemüht wieder heranzukommen. München blockte viele Schüsse und die Fischtown Pinguins rannten weiter an. Die Effektivität des EHC Red Bull München im zweiten Drittel war beachtlich.
Rieder: „Solche Spiele mit Emotionen sind die besten und die schönsten. Es hat uns geholfen und wir liefern ein gutes Spiel ab. Wir erfuhren erst gestern früh vom neuen Coach. Wir waren sehr überrascht, aber wir versuchen uns auf dem Eis zu konzentrieren. Wir müssen hinten konstant weiterspielen und gut stehen.“
Urbas und Verlic sorgen für Hoffnung, Last Second Remis durch Friesen – München mit Extrapunkt
Der EHC Red Bull München startete auch furios in den Schlussabschnitt. Im Defensivverbund agierten die Gäste sehr kompakt. Es stand das nächste Powerplay zugunsten von München an: die Mannschaft um Headcoach Max Kaltenhauser kombinierte sich souverän durch die Bremerhavener Box, visierten den Pfosten an und Tobias Rieder hätte beinahe seinen fehlenden Assist für den Gordie-Howe-Effekt ergattert. Kaum komplett zündete Jan Urbas seine Fackel von der blauen Linie und überwand in der 45. Spielminute den überraschten Keeper Mathias Niederberger zum Anschlusstreffer. Somit wurde die Begegnung wieder richtig spannend, zumal gleich ein Powerplay für die Hausherren anstand:
in der 47. Spielminute netzte Miha Verlic zum dritten Treffer für die Gastgeber ein. Anstelle eines fünften Tores beim sehenswerten Überzahlspiel der Gäste kamen die Fischtown Pinguins wieder heran und sorgten für eine dramatische Schlussphase. Das Powerbreak kam zur rechten Zeit für München. Nun waren die Coaching Qualitäten von Max Kaltenhauser gefragt. Jeder Check wurde zu Ende gefahren und die Physis hochgehalten. Es brachen letzten drei Minuten an; wann würde Maxi Franzreb sein Gehäuse verlassen?
Knapp zwei Minuten kam der sechste Feldspieler für die Gastgeber. 45,3 Sekunden vor der Sirene flutschte der Münchener Versuch auf das Empty Net Goal haarscharf am leeren Tor vorbei. Es war der Wahnsinn, denn 16 Sekunden vor Schluss traf Alex Friesen als zusätzlicher Angreifer dank genialem Zuspiel tatsächlich zum Ausgleich.
Nun ging es in die Overtime und der EHC Red Bull München musste diesen späten Nackenschlag erst mal verkraften. Nahezu die gesamte Verlängerung dominierte Bremerhaven und hätte die Partie entscheiden können. Im Penaltyschießen war es den ersten drei Akteuren bei beiden Teams nicht vergönnt, ein Tor zu erzielen. Nun ging es im eins zu eins weiter: das Gestänge spielte eine zentrale Rolle. Bruggisser probierte es mit seinem bewährten Weitschuss, ebenfalls erfolglos. Beide Keeper parierten großartig. Filip Varejcka traf als erster für München und sicherte zumindest den Zusatzpunkt für seine Farben.
Stimmen zum Schluss:
Verlic: “Wir kamen super zurück im letzten Drittel, wir machten zu viele eigene Fehler. Die erste Hälfte agierten wir gut und glaubten an uns. Es war ein harter Spielplan für uns zuletzt, wir halten weiter an unserem System fest. ”
Kaltenhauser (HC): „Es war ein wilder Ritt, in der Summe ist der Sieg für uns verdient. Wir hätten den Deckel drauf machen können. Bremerhaven ist eine top Mannschaft, die toll zurückkommt, Die Jungs haben tollen Charakter und Moral gezeigt und ich ziehe den Hut vor meinem Team. Bremerhaven hat sich den Punkt absolut verdient. Es war auch eine wilde Zeit für uns alle mit dem Trainerwechsel und wir schauen nur noch nach vorne. Am Samstagvormittag erfuhren wir davon, das sind die unschönen Zeiten im Sport. Ich wünsche dem Toni (Söderholm) alles Gute. Es war nicht mein erstes Spiel als Trainer. Wir haben paar Anpassungen vorgenommen. Die Spieler haben alles aufs Eis gebracht. ”
Fischtown Pinguins Bremerhaven – EHC Red Bull München 4:5 n.P. (0:1|1:3|3:0|0:0|0:1)
Tore:
0:1 |15.| Tobias Rieder (Eder)
0:2 |21.| Ben Smith (Abeltshauser)
1:2 |22.| Ross Mauerman (Antonen, Jensen)
1:3 |31.| Adam Brooks (DeSousa)
1:4 |32.| Tobias Rieder (Eder)
2:4 |45.| Jan Urbas
3:4 |47.| Miha Verlic (Urbas, Bruggisser)
4:4 |60.| Alex Friesen
4:5 |65.| Filip Varejcka PEN
Zuschauer:
4.624
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: City-Press